Für die Feuerwehrzeitung der
Freiwilligen Feuerwehr Nauborn habe ich folgenden Artikel
geschrieben:
Wie versprochen in dieser Ausgabe, für
diese Zeitung das erste mal ein internationaler Artikel aus Tansania.
Seit nun rund vier Monaten bin ich in Dar es Salaam und unterrichte
die Jugendlichen des Dogodogo Centres im Brandschutz. Die
SchülerInnen und Lehrer haben mich sehr herzlich aufgenommen. Vier
Mal in der Woche üben die rund 30 Jungen und drei Mädchen den
Umgang mit feuerwehrtechnischem Gerät. Ich werde durch eine Lehrerin
unterstützt. Einmal in der Woche werden die Fahrzeuge sowie das
Gebäude der Feuerwehr geputzt, da der Sand ansonsten die Geräte
beschädigen würde. Zu meinen Aufgaben hier vor Ort zählt nicht nur
die Ausbildung der Jugendlichen sondern auch die Pflege der Fahrzeuge
und Geräte, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Material ist
nicht mehr neu und braucht daher entsprechend viel Pflege. Leider
fehlen ab und zu die Mittel, um Geräte schnell zu reparieren. Dann
muss man auf die benötigten Ersatzteile warten.
In den vergangenen Wochen haben wir
Regale gebaut, um eintreffende Ersatzteile und das
feuerwehrtechnische Material besser und übersichtlicher lagern zu
können. Bis dahin lagen die Teile auf dem Boden eines alten
Überseecontainers.
Das Dogodogo Centre hat seit dem
25.10.2012 eine 12-köpfige einsatzbereite Gruppe, um
Feuerwehraufgaben auf dem Gelände übernehmen zu können. Zur
Einrichtung dieser Gruppe kam es allerdings erst, nachdem ein Gras-
und Buschfeuer auf dem Gelände den Unterrichtsgebäuden zu nahe
gekommen ist. Zwar konnte schlimmeres verhindert werden, jedoch wurde
allen Verantwortlichen wieder bewusst wie gefährlich Feuer ist. Die
Schüler, die nachts aus ihren Betten gerufen wurden, löschten in
Fliopflops und teilweise in Unterwäsche die Flammen. So etwas soll
nun nicht mehr passieren.
Die ausgerüsteten Jugendlichen üben
zusätzlich einmal die Woche den Ernstfall. Zu diesem Zweck wird auf
dem Gelände ein Übungsfeuer gelegt und es wird überprüft wie
schnell die Informationsweiterleitung funktioniert. Leider gibt es
hier kein Alarmsystem. Zwei Schüler sind damit beauftragt, im
Brandfall, die Lehrerin und mich zu informieren. Wir kommen dann an
die Feuerwehr, um diese zu öffnen.
Nach den Prüfungen Mitte November
verabschieden wir alle Schüler, die das zweite Lehrjahr absolviert
haben. Zu den Prüfungen gehört nun auch eine Feuerwehrprüfung.
Geprüft wird dabei nicht nur theoretisch. Die Schüler müssen, nach
ihrer Einzelleistung auch noch zeigen wie gut sie wirklich mit dem
Material umgehen können.
Am Ende bekommen dann alle Schüler
eine Urkunde, die das freiwillige Engagement anerkennt und die
Schüler für ihre Leistung in der Feuerwehr lobt.
Im neuen Schuljahr, das im Januar
beginnt, werden das erste Mal auch sogenannte „Pumpoperator“
ausgebildet, die besondere Schulungen erhalten und dabei den Umgang
mit der Pumpe des Löschfahrzeuges, sowie dem Aggregat und dem
hydraulischen Rettungsgerät erlernen sollen. Dadurch versuche ich
meine Rolle in den Übungen weiter zu reduzieren, denn im Moment muss
ich immer noch die Pumpe bedienen. Der Rest der Jugendlichen wird
nach einem neuen Lehrplan ausgebildet, der Richtlinien und
Ausbildungsziele festlegt. Dadurch soll die Qualität des Unterrichts
weiter gesteigert werden. Der Koordinator des Multipurpose Training
Centres hat mir auch schon nahe gelegt, ich solle die Schüler mehr
Prüfen und schlechte oder unmotivierte Schüler rauswerfen.
Die Schülerinnen und Schüler sind zum
größten Teil Straßenkinder, die aus den Dörfern der Umgebung in
die Stadt gekommen sind, um ein besseres Leben zu führen. Dort
angekommen, haben sie gemerkt, dass das Leben in der Stadt keineswegs
einfacher ist und würden teilweise sehr gerne wieder zu ihren
Familien. Andere Kinder wurden aber auch von ihren Eltern geschlagen
und wollen gar nicht mehr nach Hause. Hier kam bis vor einiger Zeit
das sogenannte „Drop In“ des Dogodogo Centres ins Spiel. Die
Straßenkinder hatten dort eine Anlaufstelle, um Essen zu bekommen.
Dafür wurde ihnen das Betteln verboten. Wenn die Kinder regelmäßig
gekommen sind, gab es für einige dann die Möglichkeit ins MTC nach
Bunju zu kommen. Anderen wurde die Heimreise ermöglicht. Leider
musste das „Drop In“ wegen eines finanziellen Engpasses schon
schließen. Nun sind also die ehemaligen Straßenkinder zu
Schülerinnen und Schülern des MTC geworden. Einige von Ihnen klauen
noch, andere sind einfach nur schwierig im Umgang und dann gibt es
noch die, die sich richtig reinhängen. Diese gilt es dann zu
fördern. Sie wollen lernen und auch arbeiten. Denn nach der
Ausbildung bekommen die Schülerinnen und Schüler nicht nur das
Examen der anerkannten Organisation Veta verliehen, sondern auch
jeder sein Handwerkszeug. Die Schneider eine Nähmaschine, die
Schreiner einen Werkzeugkoffer und die Multimediakünstler reisen
gemeinsam los in die Hotels und Clubs, um sich zu präsentieren. So
können alle beginnen ihre eigene Existenz aufzubauen. Vielleicht
sogar in dem Ort aus dem sie kamen, vielleicht aber auch wo anders,
um von vorne anzufangen.
Was hat das alles mit den Prüfungen in
der Feuerwehr zu tun? Nur die motivierten Schülerinnen und Schüler
dürfen am Feuerwehrunterricht teilnehmen. Nur die, die auch wirklich
arbeiten, um gut zu sein. Denn die Feuerwehr bedeutet für die
Schülerinnen und Schüler nicht nur, dass sie die Möglichkeit haben
Feuer auf dem Gelände zu löschen, vielmehr fördert die Ausbildung,
die einen sehr militärischen Stil hat, die Entwicklung eines eigenen
Charakters. Sie fördert das Gefühl für Pünktlichkeit und
Zuverlässigkeit. Und außerdem gibt es hier, 35 km von Dar es Salaam
entfernt, keine Möglichkeiten den Nachmittag kostenfrei anders zu
organisieren. So dient die Feuerwehr also auch als
Beschäftigungsprogramm, um nicht die ganze Zeit vor dem kleinen
Fernseher im Essenssaal sitzen zu müssen. Wer nun also die Prüfungen
der Feuerwehr nicht besteht, darf nicht mehr am Feuerwehrunterricht
teilnehmen. Damit fallen diese ganzen Vorzüge der Feuerwehr weg.
In den Ferien, die für mich am
23.11.2012 beginnen, werde ich zusammen mit anderen Freiwilligen
beginnen Ausbildungsunterlagen in verschiedenen Sprachen zu
erstellen, um so den Lehrern zu ermöglichen sich vor dem Unterricht
ausführlich vorzubereiten. Am 23.11.2012 werden alle Schülerinnen
und Schüler mit ihren Veta Examen und Nähmaschienen oder
Werkzeugkoffern verabschiedet. Die Multimediaklasse führt Tänze vor
und die Feuerwehr präsentiert ihr schnelles und zuverlässiges
Vorgehen im Brandfall. Ich bin mir sicher, dass die Jugendlichen hier
mittlerweile gut genug sind, um den Privatfeuerwehren oder auch der
Berufsfeuerwehr Dar es Salaam zu zeigen wo der Hammer hängt.
Gestern hatten wir eine Übung, die aus
aus einer Wasserentnahme, Personenrettung und Brandbekämpfung
bestand. Ich bin begeistert von der Geschwindigkeit und der Ordnung,
die beim Aufbau dieser Übung herrschten. Von außen sieht es nach
Gewusel aus, doch es weiß jeder, was zu tun ist.
Wir benötigen Ihre Hilfe!
Ich sprach vorhin den finanziellen
Engpass an. Auf diesen möchte ich noch einmal eingehen. Das MTC
kostet pro Jahr zwischen 80.000 und 100.000 Euro. Dieses Geld muss
durch Spenden erworben werden. Einer der Hauptsponsoren ist
abgesprungen und so klafft nun ein großes Loch in der Finanzierung.
Die Regierung des Landes zahlt keinen Cent für das Projekt, da der
Sinn darin leider nicht gesehen wird. So hoffen wir alle, dass sich
Sponsoren finden damit das Centre nicht geschlossen werden muss. Ich
merke den Engpass schon in der Feuerwehr. Mein Diesel wurde gekürzt,
so können wir nicht mehr zu jeder Übung mit dem großen Truck
fahren. Außerdem ist die Finanzierung des Dogodogo Centres ab Januar
nicht mehr gesichert und wir benötigen dringend Spender, um das
Centre vor einer Schließung zu bewahren.
Haben Sie Interesse zu spenden und
somit meine Arbeit und die Jugendlichen zu unterstützen? Dies können
Sie auf zwei Wegen tun. Einmal über das angegebene Fenster im Blog.
Der Erlös der Spenden, der über die entstandenen Kosten hinaus
geht, geht ans Dogodogo Centre. Oder aber Sie kontaktieren mich per
E-Mail unter philipp.kress@haw-hamburg.de.
Das Dogodogo Centre kann nur durch Ihre
Hilfe weiterhin ein Zufluchtsort für die Kinder und Jugendlichen
sein und ihnen eine neue und bessere Zukunft ermöglichen.
Jede Spende zählt!